Abschied von Reynir



Ich habe lange gebraucht um diese Zeilen zu schreiben. Reynir lebt nicht mehr! Am 25.1.2012 starb er im Kreise seiner Familie im Krankenhaus von Akranes. Erst seit dem Herbst wusste er, das er Krebs hat und nahm tapfer den Kampf gegen diese furchtbare Krankheit auf. Leider war der Krebs stärker als er. Mitte Januar war ich noch bei ihm in Island und konnte noch mit ihm reden. Es waren noch Mal gute Stunden die ich mit ihm und seiner Familie erleben durfte. Keiner von uns hat da geahnt, dass er schon 10 Tage später tot sein würde.
Nun ist die Trauerfeier gewesen und auch sein Begräbnis. Obwohl ich da war, kann ich es immer noch nicht glauben, das er nicht mehr auf der Veranda stehen wird, wenn ich nach Syðri Vellir kommen werde. Ich vermisse ihn und seine Ratschläge jetzt schon sehr. Noch im August 2011 war Reynir hier bei uns und wir hatten 3 wunderbare Kurstage. Er war gut gelaunt und machte seine Scherze. Wir hatten viel Spaß und haben wieder unzählige Tipps für die Zusammenarbeit mit unseren Pferden bekommen. Aber schon zu der Zeit machte sich der Krebs durch Schmerzen in seinem Arm bemerkbar. Er hat es überspielt und keiner von den Reitschülern hat etwas gemerkt. Wir haben nicht geahnt, welche grausamen Folgen es haben wird.
In den vielen Jahren die ich Reynir kenne, habe ich ihn als einen Pferdemann kennen gelernt, der sich nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat. Er hat immer nach neuen Wegen gesucht mit den Pferden zu arbeiten. Sie nicht zu zwingen sondern sie zu verstehen und ihnen einen Weg zu zeigen auch uns zu verstehen. Immer wieder kam er mit neuen Ideen und hat mich so manches Mal fast zur Verzweiflung gebracht. In einem Kurs habe ich etwas gelernt, das er im nächsten Kurs schon wieder verworfen hat und meinte, jetzt machen wir es besser. Also übten wir wieder etwas Neues und es klappte besser! Er war unermüdlich und schaute immer wieder über den Tellerrand der Islandpferdereiterei hinaus. Gerne übernahm er Übungen aus der klassischen Reiterei und hat so seinen Schülern viele wichtige Hilfen für die Geschmeidigkeit der Pferde an die Hand gegeben. Man könnte ganze Bücher schreiben über seine Arbeiten mit den Pferden und den Reitern. Er hat es getan und wir sollten sie uns immer wieder vorholen und lesen. Auch beim 10. Mal findet man wieder einen Hinweis, den man vielleicht bisher überlesen hatte oder plötzlich besser versteht. In meinem Herzen wird er niemals sterben. Wenn ich reite habe ich seine Stimme im Ohr und ich hoffe, das wird nie vergehen. Ich habe ihm viel zu verdanken, nicht nur als Reitlehrer, sondern auch als Freund, der mir in einer schwierigen Situation beigestanden hat. Jetzt kann er im Himmel mit den vielen Reitkünstler diskutieren die ihn immer so fasziniert haben. Mit Nuno Oliveira, Francois Baucher und François Robichon de la Guérinière wird er über ihre Art der Reiterei reden.

Ich werde in seinem Sinne weiter reiten und unterrichten.



Alles Gute Reynir, irgendwann treffen wir uns alle wieder!