Nachdem die ganze Hofmannschaft schon
Reynir-Reitlehre vorwärts und rückwärts gelesen hatte, wollten wir
gerne Reynir zu einem Kurs auf unserem Hof einladen. Aber trotz
intensiver Bemühungen, wie häufiger Telefonate und persönlicher
Vorsprache war es mir leider nie gelungen Reynir Aðalsteinsson für
einen Kurs auf die Islandranch zu bekommen. Er hatte einfach keine
Zeit. |
Gunnar kam und ritt erst mal unsere Pferde. Von manchem
Pferd stieg er auch schnell wieder ab und bearbeitete es vom Boden aus mit
Doppellonge oder langem Zügel. Fazit dieses ersten Tages: Fast alle Pferde
hatte zu wenig Respekt oder hörten nicht richtig zu und gaben im Genick nicht
nach.
Am Samstag wurden wir und die Pferde dann an der Doppellonge und am langen Zügel
geschult, nachdem Gunnar selbst mit jedem Pferd intensiv im Longierzirkel
gearbeitet hatte. Mit manchen Pferden war er nach einer halben Stunde fertig,
mit anderen nach über einer Stunde noch nicht. Aber jedes Pferd konnte,
nachdem Gunnar mit ihm gearbeitet hatte, zuhören!
Am Nachmittag ging es nach dem selben Prinzip auf der Ovalbahn weiter. Erst
zum Pferd Kontakt vom Boden aus aufnehmen und diesen dann auf dem Pferd
versuchen zu behalten.
Am Sonntag ging es ähnlich weiter und am Ende des Kurses waren sich alle
Teilnehmer einig, dass sie und ihre Pferde viel gelernt hatten, und das Gunnar
allen das richtige Handwerkszeug mitgegeben hatte um mit ihren Pferden
erfolgreich auch alleine weiter arbeiten zu können. Alle Pferde gingen nach
dem Kurs deutlich lockerer und zufriedener, die Reiter waren sicherer in ihrer
Hilfengebung vom Boden und vom Pferd aus.
Es waren keine Wünsche und Fragen offen geblieben, außer der einen: Gunnar,
wann kommst Du wieder?
Im letzten Jahr, 2001, war es dann soweit.
In der Zeit zwischen dem Kompaktkurs und dem Aufbaukurs bekam Gunnar auch noch
zwei Jungpferde von Kursteilnehmern für acht Wochen zum Beritt, von denen er
eines erfolgreich bei der FEIF-Prüfung vorstellte.
Das andere war nach dem Beritt so weit, dass der Besitzer mit ihm an dem
Reitkurs teilnehmen und so direkt in dem Umgang mit dem Pferd eingewiesen
werden konnte. Eine runde Sache für Pferd und Reiter.
Von April bis Juli haben wir dann
den vierteiligen Aufbaukurs durchgeführt, in dem Schritt für Schritt alles
im Kompaktkurs gelernte nochmals vertieft wurde. Gunnar hat sich selbst wieder
viel und intensiv mit jedem einzelnen Pferd beschäftigt und konnte von mal zu
mal die Fortschritte, bzw. die weiterhin bestehenden oder neu entstanden
Probleme von Reiter und Pferd erkennen und gezielt darauf eingehen.
Der erste Teil des Aufbaukurses begann mit Bodenarbeit und Doppellonge. Reiten
war in diesem Kurs noch zweitrangig. Zuerst ging es darum die Pferde
aufmerksam zu machen und sie dazu zu bekommen hinzuhören, was der Zügel-
bzw. Longenführer will. Hört sich leicht an, aber es gab doch bei einigen
leichte Schwierigkeiten, wenn das Pferd z. B. sich lieber die Zuschauer
ansehen wollte, als den Besitzer. Gunnar verstand es aber innerhalb kürzester
Zeit, alle Pferde zur Mitarbeit zu bewegen. Und man hatte dann das Gefühl,
die Pferde arbeiteten gerne mit. Wichtig waren auch die Dehnübungen, in denen
sich die Pferde biegen mussten. Jedes hat ja so seine steifere Seite.
Bei der Doppellonge waren es eher wir Menschen die die Probleme hatten.
Irgendwie waren da immer ein paar Meter Longe zu viel. Die Pferde verstanden
sehr schnell worum es ging und machten gerne mit. Nach dieser ganzen
Bodenarbeit, haben wir uns kurz auf die Pferde gesetzt und wir waren nicht
schlecht erstaunt, wie wenig wir plötzlich in der Hand hatten. Die Pferden
waren alle, durch diese Übungen, sehr leicht in der Hand geworden.
Nach jedem Kursteil bekamen wir „Hausaufgaben“, also Übungen die wir in
der Zwischenzeit üben sollten. Darauf konnte dann gut der nächste Kurs
aufbauen und die Wochen zwischen den Kursen waren ausgefüllt. Leider hatten
nicht alle Teilnehmer genug Zeit um ihre „Hausaufgaben“ zu erledigen. So
musste Gunnar dann doch über so manchen Mangel hinwegsehen.
Im zweiten Kurs wurden die Übungen weiter ausgebaut und die Reiterei kam mehr
zum Zuge. Nun ging es darum die Hilfen richtig einzusetzen und die
Leichtigkeit in der Hand zu erhalten. Wir machten sehr viele Töltübungen und
es bekam allen Pferden im Kurs gut. Die meisten machten gute Fortschritte. Wir
hatten vom Jungpferd bis zum turniererfahrenen Pferd alles in einem Kurs und
es wurde auf jedes Pferd individuell von Gunnar eingegangen.
Kursteil drei bestand aus der Arbeit an der Versammlung der Pferde. Es wurden
aber immer wieder die vorhergehenden Übungen wiederholt und kontrolliert, ob
auch alles richtig klappte. Erst dann konnte man weiterarbeiten. Der Schwung
in den einzelnen Gangarten wurde gefördert und die Hinterhand vermehrt
aktiviert. Und immer wieder die Leichtigkeit in der Hand.
Der letzte Kursteil beschäftigte sich dann mit den Problemen, die vielleicht
in der Zwischenzeit mal aufgetreten sind. Z. B. Taktfehler im Tölt oder ähnliches.
Gunnar war immer versucht, aus jedem Reiter-Pferd-Paar eine harmonische
Einheit zu machen. In diesem Kurs verließen wir auch die Anlage der
Islandranch und gingen auf einen festen Weg, um dort auch einmal den Rennpaß,
bei den passveranlagten Pferden, auszuprobieren. Die Hilfengebung zum Rennpaß
und wie reite ich mein Pferd im Paß. Die Viergänger übten den schnellen Tölt.
Wir haben alle von Gunnar viel gelernt und möchten uns auf diesem Wege noch
einmal bei ihm recht herzlich bedanken. Sicherlich hat er auch einige Nerven
in diesem Kursen gelassen, aber er hat es sich nie anmerken lassen. Zumal er
noch eine zeitlang sehr gehandicapt war, durch einen Handgelenksbruch und
einen mehrfachen Bänderriss im Knöchel. Er hat trotzdem alle Kurse
abgehalten und die Zähne zusammengebissen und nie seinen Humor verloren.
Danke!
Wir machen weiter im Jahr 2002. Er kommt für eine neue Gruppe wieder zum
Viererkurs auf die Islandranch und auch unsere Gruppe wird wieder einen Kurs
mit ihm machen. Wir freuen uns schon alle darauf.
Lisa, Martina, Andrea, Frauke, Alwin, Hannes, Johanna, Norbert und Elke