Reitkurse mit Gunnar Reynisson

Nachdem die ganze Hofmannschaft schon Reynir-Reitlehre vorwärts und rückwärts gelesen hatte, wollten wir gerne Reynir zu einem Kurs auf unserem Hof einladen. Aber trotz intensiver Bemühungen, wie häufiger Telefonate und persönlicher Vorsprache war es mir leider nie gelungen Reynir Aðalsteinsson für einen Kurs auf die Islandranch zu bekommen. Er hatte einfach keine Zeit.
Die Enttäuschung war groß, doch Reynir gab mir den Tipp: Nehmt doch einfach meinen Sohn Gunnar, er ist auch Reitlehrer.
Gesagt – getan. Gunnar schickte mir sein Programm und wir entschlossen uns erst mal einen Kompaktkurs, statt einen Aufbaukurs über vier Wochenenden, zu buchen. Man weiß ja nie.
Das war im Jahre 2000.

Gunnar kam und ritt erst mal unsere Pferde. Von manchem Pferd stieg er auch schnell wieder ab und bearbeitete es vom Boden aus mit Doppellonge oder langem Zügel. Fazit dieses ersten Tages: Fast alle Pferde hatte zu wenig Respekt oder hörten nicht richtig zu und gaben im Genick nicht nach.
Am Samstag wurden wir und die Pferde dann an der Doppellonge und am langen Zügel geschult, nachdem Gunnar selbst mit jedem Pferd intensiv im Longierzirkel gearbeitet hatte. Mit manchen Pferden war er nach einer halben Stunde fertig, mit anderen nach über einer Stunde noch nicht. Aber jedes Pferd konnte, nachdem Gunnar mit ihm gearbeitet hatte, zuhören!
Am Nachmittag ging es nach dem selben Prinzip auf der Ovalbahn weiter. Erst zum Pferd Kontakt vom Boden aus aufnehmen und diesen dann auf dem Pferd versuchen zu behalten.
Am Sonntag ging es ähnlich weiter und am Ende des Kurses waren sich alle Teilnehmer einig, dass sie und ihre Pferde viel gelernt hatten, und das Gunnar allen das richtige Handwerkszeug mitgegeben hatte um mit ihren Pferden erfolgreich auch alleine weiter arbeiten zu können. Alle Pferde gingen nach dem Kurs deutlich lockerer und zufriedener, die Reiter waren sicherer in ihrer Hilfengebung vom Boden und vom Pferd aus.
Es waren keine Wünsche und Fragen offen geblieben, außer der einen: Gunnar, wann kommst Du wieder?
Im letzten Jahr, 2001, war es dann soweit.
In der Zeit zwischen dem Kompaktkurs und dem Aufbaukurs bekam Gunnar auch noch zwei Jungpferde von Kursteilnehmern für acht Wochen zum Beritt, von denen er eines erfolgreich bei der FEIF-Prüfung vorstellte.
Das andere war nach dem Beritt so weit, dass der Besitzer mit ihm an dem Reitkurs teilnehmen und so direkt in dem Umgang mit dem Pferd eingewiesen werden konnte. Eine runde Sache für Pferd und Reiter.
Von April bis  Juli haben wir dann den vierteiligen Aufbaukurs durchgeführt, in dem Schritt für Schritt alles im Kompaktkurs gelernte nochmals vertieft wurde. Gunnar hat sich selbst wieder viel und intensiv mit jedem einzelnen Pferd beschäftigt und konnte von mal zu mal die Fortschritte, bzw. die weiterhin bestehenden oder neu entstanden Probleme von Reiter und Pferd erkennen und gezielt darauf eingehen.
Der erste Teil des Aufbaukurses begann mit Bodenarbeit und Doppellonge. Reiten war in diesem Kurs noch zweitrangig. Zuerst ging es darum die Pferde aufmerksam zu machen und sie dazu zu bekommen hinzuhören, was der Zügel- bzw. Longenführer will. Hört sich leicht an, aber es gab doch bei einigen leichte Schwierigkeiten, wenn das Pferd z. B. sich lieber die Zuschauer ansehen wollte, als den Besitzer. Gunnar verstand es aber innerhalb kürzester Zeit, alle Pferde zur Mitarbeit zu bewegen. Und man hatte dann das Gefühl, die Pferde arbeiteten gerne mit. Wichtig waren auch die Dehnübungen, in denen sich die Pferde biegen mussten. Jedes hat ja so seine steifere Seite.
Bei der Doppellonge waren es eher wir Menschen die die Probleme hatten. Irgendwie waren da immer ein paar Meter Longe zu viel. Die Pferde verstanden sehr schnell worum es ging und machten gerne mit. Nach dieser ganzen Bodenarbeit, haben wir uns kurz auf die Pferde gesetzt und wir waren nicht schlecht erstaunt, wie wenig wir plötzlich in der Hand hatten. Die Pferden waren alle, durch diese Übungen, sehr leicht in der Hand geworden.
Nach jedem Kursteil bekamen wir „Hausaufgaben“, also Übungen die wir in der Zwischenzeit üben sollten. Darauf konnte dann gut der nächste Kurs aufbauen und die Wochen zwischen den Kursen waren ausgefüllt. Leider hatten nicht alle Teilnehmer genug Zeit um ihre „Hausaufgaben“ zu erledigen. So musste Gunnar dann doch über so manchen Mangel hinwegsehen.
Im zweiten Kurs wurden die Übungen weiter ausgebaut und die Reiterei kam mehr zum Zuge. Nun ging es darum die Hilfen richtig einzusetzen und die Leichtigkeit in der Hand zu erhalten. Wir machten sehr viele Töltübungen und es bekam allen Pferden im Kurs gut. Die meisten machten gute Fortschritte. Wir hatten vom Jungpferd bis zum turniererfahrenen Pferd alles in einem Kurs und es wurde auf jedes Pferd individuell von Gunnar eingegangen.
Kursteil drei bestand aus der Arbeit an der Versammlung der Pferde. Es wurden aber immer wieder die vorhergehenden Übungen wiederholt und kontrolliert, ob auch alles richtig klappte. Erst dann konnte man weiterarbeiten. Der Schwung in den einzelnen Gangarten wurde gefördert und die Hinterhand vermehrt aktiviert. Und immer wieder die Leichtigkeit in der Hand.
Der letzte Kursteil beschäftigte sich dann mit den Problemen, die vielleicht in der Zwischenzeit mal aufgetreten sind. Z. B. Taktfehler im Tölt oder ähnliches. Gunnar war immer versucht, aus jedem Reiter-Pferd-Paar eine harmonische Einheit zu machen. In diesem Kurs verließen wir auch die Anlage der Islandranch und gingen auf einen festen Weg, um dort auch einmal den Rennpaß, bei den passveranlagten Pferden, auszuprobieren. Die Hilfengebung zum Rennpaß und wie reite ich mein Pferd im Paß. Die Viergänger übten den schnellen Tölt.
Wir haben alle von Gunnar viel gelernt und möchten uns auf diesem Wege noch einmal bei ihm recht herzlich bedanken. Sicherlich hat er auch einige Nerven in diesem Kursen gelassen, aber er hat es sich nie anmerken lassen. Zumal er noch eine zeitlang sehr gehandicapt war, durch einen Handgelenksbruch und einen mehrfachen Bänderriss im Knöchel. Er hat trotzdem alle Kurse abgehalten und die Zähne zusammengebissen und nie seinen Humor verloren.

Danke!
Wir machen weiter im Jahr 2002. Er kommt für eine neue Gruppe wieder zum Viererkurs auf die Islandranch und auch unsere Gruppe wird wieder einen Kurs mit ihm machen. Wir freuen uns schon alle darauf.

Lisa, Martina, Andrea, Frauke, Alwin, Hannes, Johanna, Norbert und Elke